hätte ich gewußt, wie viel arbeit es macht, ein semester über dinge zu reden, die mich interessieren, dann hätte ich dem kollegenvorschlag zu einem seminar über meine diss. wohl nicht zugestimmt. ich dachte nämlich, ich kann mir die ganze vorarbeitsscheiße wie quellen und texte raussuchen sparen, da ich ja alles irgendwie schon habe und es nur noch studentenfreundlich zusammenschustern muß.
dummerweise habe ich nicht mit dem letzten rest an studentenfreundlichkeit und geringsemesterzuneigung in mir gerechnet, denn plötzlich sah alles, was ich in x-ordnern archiviere, viel zu wissenschaftlich aus. viel zu wissenschaftlich für die entpolitisierte posse modularisierter und brav verwaltungsgebühren und/oder studiengebühren zahlender studenten im jahr 2007.
wie dem auch immer sei,ich hatte/habe arg zu tun und das erklärt auch meine gummizellenabwesenheit und das unvermögen,meine gedankenwelt polemisch an den (un-)interessierten dritten zu tragen. allerdings bemerke ich an dieser stelle auch, daß wochenlange textarbeit meine vom leben determinierte schnodderschnauze ebenso zum erlahmen bringt. wenn das textprogramm hier zusätzlich noch fußnoten erlauben würde,dann könnte ich dem geneigten lesen dazu auch mehrere wissenschaftliche literaturen vermerken...
montag beginnt das neue semester und ich werde zumindest im verlauf der nächsten woche hoffentlich zeitlich in der lage sein,mich wie jedes halbe jahr über meine erklärten lieblings
feindefreunde zu amüsieren - den erstsemestern im allgemeinen wie auch besonderen. falls nicht,bin ich im unisystem angekommen und es wird zeit,mir ernstlich zu überlegen,allen meinen studenten aus purer lust am pädagogischen meine lesof-adresse zu überlassen.es geht ja nichts über eine enge dozenten-studenten-beziehung.
privat gibt es auch einige neuerungen,deren auswirkungen ich im moment vor lauter streß gar nicht so recht blicken kann.
herr lesof wird ab anfang november jena aus beruflichen gründen verlassen und dick in die wirtschaft einsteigen.
nachdem die
erste probe in sachen "fernbeziehung" im august schon für reichlich emotionalen wirbel gesorgt hat, habe ich mich für den zweiten, indes geglückten versuch seinerseits, diese stadt verlassen zu wollen, etwas in die pragmatik geflüchtet.
es läßt sich nun mal nicht ändern,also warum nicht das beste draus machen? einiges kommentiertes eurerseits hat mir sehr zu denken gegeben und mir verdeutlicht, daß es meine ängste sind, die dem ganzen so unvorstellbare dimensionen gegeben hat. mittlerweile, und ich bin froh, daß ich das sagen kann, bin ich aber auch enorm gespannt darauf, wie wir uns in zukunft entwickeln werden. es ist eine herausforderung und ich freu mich sogar ein bißchen drauf, weil ich irgendwie weiß, daß dieser weggang die grundsätzlich gute qualität unserer beziehung noch verstärken kann. ich hab so ein bißchen das gefühl, daß es uns noch näher zusammenrücken läßt. wir haben ein langes gespräch darüber geführt, eines von denen, die man im bett, im urprivaten führt und eben deshalb war dieses gespräch auch fern von "zwischen tür und angel". tabula rasa, wenn man so will.
rausgekommen dabei ist, daß wir die gleichen vorstellungen und wünsche bzgl. der veränderten situation haben. und wie so oft hat er eine den satz angefangen und der andere ihn beenden können. das tat gut, hat mir sicherheit gegeben und ihm auch. anderntags hab ich mir ne bahncard gekauft und fand alles - so unterm strich - gar nicht mehr so schlimm.
tabula rasa meinte aber auch,klar zu sagen, daß ich auch in absehbarer zeit nicht nachziehen werde. in dem fall hat das vordergründig mit seiner neuen stadt zu tun.selbige liegt nah am ruhrpott und hat eine weltweit berühmte,teure einkaufsstraße. er als köln/bonner-speckgürtel gebürtige wird dort zum "alt"-trinken gezwungen werden und zum inhärenten geillfinden der ansässigen fußballmannschaft(man betrachte es bitte immer noch von der seite eines köln/bonners!). ich möchte ja niemandem aus dieser stadt auf die füße treten, aber, liebe freunde, lesof würde mit ihrem hang zur sozialstudie in dieser stadt so derart überreizt werden, daß sie vor lauter kompensation mit sicherheit ein bis drei rotzgören mit schlimmen doppelnamen in die welt setzt und zusieht, daß sie mit der auch in dieser stadt wohnenden verona pooth in die gleiche krabbelgruppe kommt. allein schon deswegen,weil es immer NOCH schlimmer kommen kann!
nee, da hat sie keine lust drauf. jede andere stadt in deutschland mit ausnahme von vielleicht duisburg oder hagen hätte sie zur eventuellen abkehr vom jena-feeling gebracht. jede! und das obwohl besagte stadt eine renommierte kunstakademie hat. ein argument seitens herrn lesofs, der damit ein kulturelles flair reklamieren wollte. ich sach ma: immendorff ist tot,heine auch und der umstand, daß herr lesofs büro gegenüber einem von junkies dominierten park liegt, bestärken meine lokalen abneigungen gegen diese stadt zusätzlich...
mensch, was ich wieder schwafeln kann...große klasse,lesof, ehrlich mal! falls also irgend jemand irgendwelche pro-argumente für diese stadt vorzubringen vermag: bitte schön - brechen sie eine lanze für DÜSSELDORF!!!!!!!!!
genug des lamentierens,schließlich verlangt niemand von mir, daß ich dahin ziehe. noch nicht mal ich von mir!und wenn ich mir meinen bekannten- und feundeskreis so anschau, dann fällt mir auf, daß eigentlich alle daraus irgendwie mal für längere oder kürzere zeit fernbezogen waren oder noch sind. nehmen wir zum beispiel meine bestfreundin j.. die lebt zwar mittlerweile seit drei jahren mit ihrer bessern hälfte zusammen, dem voraus geht aber die gleiche zeit fernbeziehung zwischen sigmaringen und einer stadt im südharz (das waren so ca.600 km) - und das auch mit kind und mit nur zweiwöchentlichem sehen.der umstand war, wie gesagt,nicht von dauer und aus einem kind wurden drei. womit ich ganz galant die neuankunft meines dritten nicht-eigenen-lieblingskindes mika verkünden darf.
wie gesagt, fernbeziehungsbeispiele gibt es zu hauf und ich bin mir sicher, daß jeder leser hier auch ein beispiel hätte, so er/sie nicht selbst betroffen ist. es scheint also gang und gäbe zu sein und bei allen individuellen wünschen nach spießigkeit und familie "the times are a-changing".
interessant für mich,weil vorher selten dagewesen (ein hoch dem femininen egozentrismus), war aber auch die aus tiefsten herzen kommende anerkenntnis, daß er diese neue perspektive wirklich will und braucht. das studienende ist immer eine zäsur. zum einen, weil man etwas beginn wird/will was NICHTS mit dem studentischen rumasseln zu tun hat. man geht diesen schritt ja mehr oder weniger bewußt. wenn man die schule verläßt und zur uni geht,weiß man, daß das halbwegs sorgenfreie (heißt absolut selbst -ständige leben) noch ein bißchen dauern wird. eigenverantwortlichkeiten beziehen sich dann höchstens aufs pünktliche miete zahlen und jobben, um sich nicht ständig bei den eltern um kohle prostituieren zu müssen. wenn das studium zu ende ist, siehts anders aus. ich bin gespannt,wie er das meistern wird. insofern,als daß ich natürlich schon wesentlich länger als er im u.a. berufsleben bin und es sicherlich schon die ein oder andere situation gegeben hat, in denen wir mehr als nur verschienden voneinander agiert und argumentiert haben. ich bin gespannt darauf, mit welchem löffel er die suppe "leben" löffeln wird. und ich bin mir dabei ganz sicher, daß sich hinter dem zukünftigen anzugträger und wirtschaftstypen immer noch das verknitterte morgens-startschwierigkeiten-habende, kaffeesüchtige,weltbeste sofa-fußballtrainer, perfekte tomatensoßekochende, diskutierfreudige, sozial immer empörte und interessierte,mit mir in der wohnung salsa-tanzende, ein bißchen hypochondrische, zeitungssammelnde, für jeden spaß zu habende langhaarige monster verbergen wird. weil er anders in d. sein wird und eigentlich hier IST- bei uns.