wie ich zweimal sterben sollte oder:dafür hab ich nicht bezahlt!

freitag früh wars dann aus. es ging nichts mehr. halluzinierend und sediert wankte ich zum arzt, kippte im sprechzimmer um und konnte so trotz fehlender telefonischer voranmeldung und obwohl kassenpatient, gewährleisten, SOFORT drangenommen zu werden - nachdem ich 10 euro bezahlt hatte und nachdem ich darauf hingewiesen wurde, daß betreffende ärztin ja nicht meine hausärztin sei und eigentlich keine neuen patienten mehr aufnähme. ich blubberte entschuldigend, daß ich leider zu hohes fieber habe, um die zwei busstationen zu meiner hausärztin zu fahren, aber das nächste mal ganz bestimmt selbige konsultieren wollen würde. doch jetzt, so schloß ich meine unter schmerzen dargebrachten ausführungen, möchte ich doch bitte nicht mehr reden wollen, es tue zu weh und schließlich sei es ja egal, wo ich die 10 euro abdrücke und wo nicht.
frau dr. nahm mich dann auch gleich dran, schaute mir in den hals und prophezeite mir meinen tod spätestens am gleichen abend. die mandeln waren kurz davor, sich gegenseitig zu berühren und da sähe es dann nicht mehr soooo gut aus mit dem luft holen. sie wollte allerdings keine sterbehilfe leisten. sie traue sich nämlich nicht,mir ein antibiotikum zu verschreiben. nachhher sei da ein abszeß hinter den mandeln und dann wärs sowieso aus und es helfe da auch kein antibiotikum mehr. sie überwies mich in die HNO-klinik. leider waren in den zehn euro nicht inbegriffen, die überweisung so zu schreiben, daß ein krankentransport mittels eines taxis drin gewesen wäre, also eierte ich zurück nach hause, regelte die kindesunterbringung, fuhr mit dem bus in die innenstadt zum taxistand, an dem ich herrn lesof aufsammelte, der sich netterdings als begleitung erboten hatte. in der klinik angekommen,legte ich mich ins nächstbeste krankenbett und schwor mir,nicht aufzustehen, bevor ich einem arzt vorgestellt worden war. ich bin nicht sicher, ob das in den 10 euro drin war, ich hatte aber zumindest keine probleme. lag wahrscheinlich daran, daß ich mittlerweile wirklich wie tot ausgesehen haben muß und meine kerntemperatur gefühlte 70 grad überstiegen haben mag. glücklicherweise hatte die nette frau dr. "dringend" auf den überweisungsschein geschrieben (das mindeste, was ich für 10 euro erwarten konnte, finde ich) und ich mußte auch nur 45 minuten warten, bis der sich in der facharztausbildung befindliche kliniksklave kam.
nun amortisierten sich die 10 euro. heidewitzka, was für tolle tools ich da zu sehen bekam. alles silbrig und glänzend und schöön- oder lags am fieberdelirium? herr dr. sah mir in den hals und prophezeite erneut meinen nahenden erstickungstod oder wenn nicht den, dann könnte mir ein eventueller abszeß aufplatzen und ich würde am eiter krepieren. nachdem er mir mit komischen spiegeln und stäbchen einen bulimischen kotzreiz schenkte (auch in den 10 euro drin?), konnte er zumindest en abszeß etwas ausschließen, wollte aber noch mal die oberärztin schauen lassen. OBERÄRZTIN!!! liebe leser, DAS hätte ich mir als kassenpatient ja nie erträumt! eine oberarztbehandlung!!! ich war im siebten himmel - oder immer noch im fieberdelirium. die oberärztin sagte "nein" zum abszeß und "vielleicht" zu einem pfeifferschen drüsenfieber. ich erinnere daran, daß mein hals fett wie der arsch von tine wittler war. pro forma verschrieb sie mir aber erstmal antibiotika und eine kurbehandlung bei der lernschwester, die durch einen aderlaß meinerseits stoff für ein blutblid liefern sollte. ich hatte ETWAS angst, als besagte lernschwester mit hilfe der oberschwester an MEINEM arm das richtige abbinden der venen übte und konnte kurz nachvollziehen, das es sehr schwer sein muß, dann auch noch die richtige vene von zwei hervortretenden zu finden - oder ich war im fieberdelirium. eine blutabnahme durch eine lernschwester war definitiv in den 10 euro drin. der eiergroße bluterguß und die unfähigkeit, das ärmchen die folgenden zwei tage bewegen zu können, helfen mir nur insofern, als daß ich hoffe, die lernschwester hat aus dem einstechen von kanülen und dem wechsel der ampullen irgendetwas gelernt, was einem anderen patienten vielleicht dazu verhilft, nach der blutabnahme nicht daran erinnert zu werden, wie sich wehen anfühlen. so intensiv war nämlich der schmerz danach.
wie dem auch immer sei, ich wurde mit einer todesankündigung und eventuellem drüsenfieber nach hause entlassen, allerdings mit der option,mich noch mal melden zu dürfen,wenns sich nicht bessert. man, die sind wirklich ihr geld wert...
zu hause löffelte ich einen teller novalgin-suppe (anklicken!)und schnarchte völlig verballert im sitzen bis zum nächsten morgen. wieso im sitzen? die mandeln waren immer noch so fett, daß ich befürchten mußte, an meinem eigenen speichel zu ersticken.
zum sonntag besserte sich die lage.das antibiotika half.ein untrügliches zeichen dafür, daß ich kein drüsenfieber haben konnte und die menschen, die mir bis dato übern weg gelaufen waren - einschließlich herrn lesof, meiner mutter und meiner tochter - nicht damit angesteckt hatte.
am montag trollte ich mich - ohne dicken hals - erneut in die klinik, um meine blutestergebnisse abzuholen. ich hatte das UNGLAUBLICHE glück, während der wartezeit einem menschen ohne nase gegenüber sitzen zu dürfen. ein traum! besonders auf nüchternen magen! ich kotze in mich hinein und verfluchte meinen arbeitgeber, wegen dem ich mich staatlich versichern lassen MUß statt privat. das wär nicht nur kostengünstiger, sondern hätte mir sowohl nasenlose, als auch halbe rundreisen erspart und mir möglicherweise ein bett gesichert, in dem ich quarantäniert garantiert niemanden mit einem eventuellen pfeifferschen drüsenfieber zu einem zustand wie meinem verholfen hätte. nicht zu reden davon, daß mir zwei tage krankenhaus durchaus ganz gut getan hätten, denn ich legte mich zu hause NATÜRLICH nicht ins bett, um mich auszukurrieren! aber das war wohl in den zehn euro definitiv nicht drin, so ein berechtigter kurzurlaub unter stationärerer beobachtung nachdem mir zwei ärzte die option eines erstickungstodes in aussicht gestellt hatten...
lesof - 15. Mai, 16:46
Sie armes Hascherl.
Aber schön zu hören, dass Sie auf dem Weg der Besserung sind. Tjä - so ein Antibiotikum ist halt oftmals schon 'ne feine Sache.
Nur die besten Wünsche!
@don
@don
Zehn Tage nur flüssige Nahrung - also Suppen etc. - sind wirklich nicht der Hammer. Aber ich bin ja schon froh, dass mir 'ne erneute OP erspart bleibt.
Aber alles in allem ist 2007 wirklich ein Grottenjahr. Gut - mit einigen Highlights. Schließlich habe ich Sie entdeckt.