friedhofsgeschäfte
der hamburger hauptfriedhof hat probleme - wirtschaftliche und pr-technische. was liegt also näher, als eine pr-beraterin anzustellen. die bange frage: wie kann tod werbetechnisch so umgesetzt werden, daß die hinterbliebenen wieder zu einzelgräbern mit grabsteinen tendieren, statt zu anonymen urnenbeisetzungen. unsere frische, aschblonde, mitteljunge pr-beraterin - eine von denen, die für die blödsinnigsten deutschen wirtschaftsworte noch blödsinnigere anglizismen findet ("ressourcen-management") - hat die idee schlechthin. in ihrem netten blauen kostümchen referiert sie vor der friedhofsverwaltung -selbige in gedeckten farben- und einem flipchart über den SCHMETTERLING: "die verpuppung des schmetterlinges ist auch eine form von tod. einer schöner, wenn man bedenkt, daß diese nur eine vorstufe zu etwas viel höherem, schöneren, gänzlich fluiden ist." die friedhofsverwaltung nickt anerkennend: ja, so haben sie das noch nie gesehen. wir müssen weg vom friedhof als ort der trauer, des todes, hin zu einer begegnungsstätte, zu einer schnittstelle von leben und tod, beide integrierbar machen ins leben, welches doch nicht zu ende ist mit dem tod, es folgt ja höheres. das höhere muß in seiner schönheit dargestellt werden, es nimmt die trauer.
man beschließt, eine schmetterlingsskulptur zu errichten und gleichsam damit mitten zwischen vergammelten knochen, madenzersetzen körpern und fauligen six-feet-under-holzbohlen die schönheit sprechen zu lassen.
der friedhof als event. die beerdigungen nächsthin auch. auch einfach mal weg von der tradition. warum nicht buddhistische priester das geleit sprechen lassen, warum nicht auch rockmusik zur absenkung spielen? was steht dahinter: RESSOURCEN-MANAGEMENT.
oma p, auf krücken und alterstechnisch jenseits von gut und böse wird interviewt - nicht zu dem schmetterlingsvorhaben. sie steht vor ihrer gekauften dreiergrabstätte: "wissen sie, darin ist platz für 26 urnen. die krieg ich nicht mehr voll. ich überlege, unterzuvermieten." sprichts und ist zufrieden.
der chef des krematoriums hat auch noch was zu sagen: "die särge mit den griffen sind meist die, die nicht verbrannt werden. wäre ja heutzutage finanziell ausgeschlossen, einfach so 1800 euro zu verheizen. die krankenkassen zahlen ja auch nur noch 1200 euro sterbegeld und das soll ja auch noch abgeschafft werden. die alten leute können sich noch eine richtige beerdigung leisten, die haben ja oft eine sterbeversicherung abgeschlossen. sterben ist teuer heutzutage - leben aber auch (hahaha)".
editorischer nachtrag: ich muß am mi zu ner beerdigung. ah, wie ich da böcke drauf habe.
man beschließt, eine schmetterlingsskulptur zu errichten und gleichsam damit mitten zwischen vergammelten knochen, madenzersetzen körpern und fauligen six-feet-under-holzbohlen die schönheit sprechen zu lassen.
der friedhof als event. die beerdigungen nächsthin auch. auch einfach mal weg von der tradition. warum nicht buddhistische priester das geleit sprechen lassen, warum nicht auch rockmusik zur absenkung spielen? was steht dahinter: RESSOURCEN-MANAGEMENT.
oma p, auf krücken und alterstechnisch jenseits von gut und böse wird interviewt - nicht zu dem schmetterlingsvorhaben. sie steht vor ihrer gekauften dreiergrabstätte: "wissen sie, darin ist platz für 26 urnen. die krieg ich nicht mehr voll. ich überlege, unterzuvermieten." sprichts und ist zufrieden.
der chef des krematoriums hat auch noch was zu sagen: "die särge mit den griffen sind meist die, die nicht verbrannt werden. wäre ja heutzutage finanziell ausgeschlossen, einfach so 1800 euro zu verheizen. die krankenkassen zahlen ja auch nur noch 1200 euro sterbegeld und das soll ja auch noch abgeschafft werden. die alten leute können sich noch eine richtige beerdigung leisten, die haben ja oft eine sterbeversicherung abgeschlossen. sterben ist teuer heutzutage - leben aber auch (hahaha)".
editorischer nachtrag: ich muß am mi zu ner beerdigung. ah, wie ich da böcke drauf habe.
lesof - 18. Jun, 13:31
Und was die Kosten angeht: Das billigste vom Billigen. Meinetwegen können die mich im Müllsack begraben. Ich finde es eh eine Abart, aus dem Tod noch so ein Geschäft zu machen (18.000 € - für das Geld sollen meine Hinterbliebenen lieber in den Urlaub fahren oder sonst was schönes machen...)
@dkeeper
PS: Getreu der Devise "Geteiltes Leid": Auch ich werde diese Woche zu einer Beerdigung fahren. Und auch ich habe darauf so viel Bock wie mit dem nackten Ar*** in Brennnesseln zu springen.
@dkeeper