Liebeskummer - still ist´s

hier. das kinderzimmer ist in kartons verpackt, kind und katze bei der oma ausgelagert.
dicke tränen heute beim abschied. normalerweise ist das besenwesen ein ausgesprochenes oma-kind, fliegt mit wehenden fahnen in omas und aus meinen armen. heute verabschiedet sie mich mit schluchzend: bis bald dann in HH. die sind so lange so klein und man kann denen so viel schrott erzählen, für sie stimmt es, weil es mama gesagt hat. geht jetzt nicht mehr. das besenwesen registriert selbst, das ihr leben hier zu ende ist, daß es weit bis nach HH ist und besuche hier selten sein werden. "warum ziehen wir um? ich will das nicht, ich will hier bleiben!" sagt sie und früher wäre nach einwänden von mir schluß gewesen. hätte kind hingenommen, schließlich lockt das neue, tröstespielzeug und was weiß ich. heute lockt wenig. kein versprochenes eigenes beet im neuen garten, kein großes zimmer, kein hochbett, kein mama-papa-kind-alle zusammen. moritz heißt der grund und mein kind hat schlimmen liebeskummer. ratlos stehe ich da und will ihr aus meinen erfahrungen den blöden satz von "du findest neue freunde" sagen und kann es nicht, weil ich weiß, daß DAS so gar nicht weiter hilft. nix macht in ihrem kleinen herzchen außer ein mal wieder dran erinneren, daß "neu" heißt, altes hinter sich zu lassen. kann sie nicht. wie auch? moritz soll nicht "alt" werden. ist doch grad mal neu in ihrem herzen.
und die anderen? haben gebastelt. jeder aus der klasse ein foto, eine ummalte hand, voll geschrieben mit wünschen für die zukunft. "neue freunde" heißt´s da oft und da ist es wieder. sie will es nicht neu haben. warum sich freuen über ein familienleben, wenns doch vorher mit mama allein auch schön war? warum neue freunde finden, wenn die hier doch so toll waren?
es fällt mir unendlich schwer, das abzufangen. natürlich auch, weil ich hier ebenfalls freunde verlasse. weil ich auch angst habe. weil ich auch lieber altes lasse. nur kann ich telefonieren, wann ich will, schreiben was ich will, fahren wohin ich will. das besenwesen ist auf unser goodwill angewiesen ein stück. "mama, ich will moritz anrufen". "jetzt nicht, später" und zwischen jetzt und später liegen abendbrot und schultasche packen. "machen wir morgen" hör ich mich sagen. und aus morgen wird übermorgen, wird nächste woche, wird irgendwann. davor habe ich angst, vor der bequemlichkeit oder wie man das nennen soll. ich mag das nicht, daß ihre kontaktpflege noch in meiner hand liegt. ich hab da angst vor mir. denn man vergißt als erwachsener soll schnell die bedürfnisse des kindes. die sind so still, die fordern das noch nicht so ein. diese genügsamen, angewiesenen kleinen dinger, die doch alles schon genau so fühlen wie wir großen - und doch nicht so können wie wir. in worten kaum, in taten fast gar nicht.
still ist´s hier. war´s als ich das kinderzimmer in kartons verpackte, die tapete von der wand riß und nach langem davor-wegrennen gemerkt habe, daß es zu ende geht hier.
es später zugelassen habe, als meine siebenjährige tochter. die ich allein gelassen habe damit, weil ich ihr erzählt habe, sie findet neue freunde da.
DonParrot - 12. Okt, 11:40

Liebe Frau Lesof,
ich kann Ihren Kummer gut verstehen. Aber glauben Sie mir: In ein, zwei Monaten wird die kleine Dame bei all den neuen Aufregungen in ihrem Leben ihren Schmerz vergessen haben. Das kann ich Ihnen aus eigener Erfahrung versprechen.

lesof - 12. Okt, 12:23

ja, ich weiß ja auch. aber es tut ihr ja jetzt weh und mir damit auch. die ist doch soooo süß !
DonParrot - 12. Okt, 12:30

Tja - dagegen gibt's wohl letztlich kein Mittel. Ich zumindest weiß keines. Aber ich wünsche Ihnen, dass es ganz schnell vorbeigeht.

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