Liebe BLÖD!-Zeitung,

heute morgen fragtest du mich "Haben wir bald einen Linksstaat?"

Ich sage: card_1641270165
DonParrot - 29. Jan, 10:46

Naja, liebe Frau Lesof.
Das wir das braune Gesocks nie wieder sehen wollen und auf die BLÖD dankend verzichten können, da sind wir uns ja einig.

Aber Herrschaften wie den zukünftigen niedersächsischen SED-Landtagsabgeordneten Manfred Sohn, der noch 2006 erklärte, die DDR sei "über 40 Jahre lag der friedlichere und sozial gerechtere Teil Deutschlands gewesen", sind meiner Ansicht nach auch völlig fehl am Platze in einem demokratischen Parlament.

Und wenn ich recht informiert bin, hat die SED auch erst letztes Jahr ein Pamphlet veröffentlichen lassen, in dem der Zusammenbruch der Sowjetunion beweint wurde.

Nein, die Linksradikalen brauchen wir genau so wenig wie die auf der anderen Seite. Findet jedenfalls der Don.

lesof - 29. Jan, 11:20

Die Frage ist ja, wie links links heute noch ist. Ich könnt jetzt mit hermeneutischen Sachen anfangen. Die Sache mit dem preußischen Landtag unterm ollen Bismarck, der weil er den sowieso nicht anerkannte, schnell mal egalitär räumlich eingeteilt hat nach links und rechts. Witzigerweise saßen da links die Katholiken UND die Sozialdemokraten.
Heute ist das ein bißchen anders, wenngleich die Grenzen zwischen liberal, links, rechts und was weiß ich zu einem unansehnlichen Grau diffundieren und die ggf. ja nach Wählergusto mit dem braun von gequirltem Hirndurchfall (siehe Koch) gesprenkelt werden oder sich kleine Saarländer, schwule Rheinländer, fliegende Baden-Württemberger oder justiziare Norddeutsche anschicken, besagtes Grau in feuerrot, gelb oder dunkelschwarz umzudekorieren.
Die Blödzeitung allerdings hat schon immer ein Problem mit allem, was links ist, gehabt. Und links ist für die alles, was dazu taugt, dem 0/8/15-Bauarbeiter sein Frühstücksbrot vor Empörung aus der Schnauze zu zimmern.
DonParrot - 29. Jan, 12:06

Gut, so gesehen haben Sie natürlich völlig recht. (Den Begriff 'hermeneutisch allerdings musste ich erstmal nachschlagen. *g*) Das Traurige ist dabei vor allem, dass Viele unserer Mitbürger das, was in der BLÖD steht, unverdaut übernehmen und für die Wahrheit halten.

Ich denke aber, dass die Grenzen zwischen den 'bürgerlichen' Parteien genau deshalb immer mehr verwischen, weil es halt diese Kräfte am rechten und linken Rand gibt, die die anderen - um bei der Terminologie zu bleiben - immer weiter in die Mitte drängen. Schon die Grünen haben der SPD einen Teil ihrer Identität genommen, und das Wiedererstarken der SED ist für die Sozialdemokratie natürlich noch viel schlimmer. Und wenn es so weitergeht, kriegt die NPD auch wieder irgendwann den Fuß in die Tür. Fatal! Ich frage mich immer, ob den Menschen nicht klar ist, dass sie genau für das stimmen, was sie nicht wollen, wenn sie nicht zur Wahl gehen.

Eines jedoch ist für mich ganz klar. Die SED brauchen wir in unseren Parlamenten so dringend wie 'nen Kropf. *zahlt drei Euro in die Phrasensau*

Auch wenn ich damit in diesem Punkt mit der BLÖD übereinstimme. Ich kann ja nichts dafür, dass die ausnahmsweise mal Intelligenz an den Tag legen und sich meinen Standpunkt zu eigen machen. *grinst*
truetigger - 29. Jan, 16:24

@Don: Für mich fällt die PDS nicht in den Bereich der LinksRADIKALEN, sondern der LinksPOPULISTEN. Denn radikale Ideen sind denen soweit ich übersehen kann auch fremd - "soziale Gerechtigkeit" wird als "wie können wir per Gesetz Gelder umverteilen?" gesehen.

Auf kommunaler Ebene sind die Ex-Kommunisten übrigens gar nicht so schlecht: sie bestehen nicht NUR aus ewig Gestrigen (Ex-Kader, Ex-Stasi und allgemein DDR-Nostalgiker), sondern AUCH eine Anlaufstelle für Menschen, die die aktuelle Entwicklung Richtung Neoliberalismus nicht mittragen wollen und aktiv eine Alternative entwickeln möchten - also Menschen, die sich engagieren. Links ist nicht per se schlecht, es funktioniert nur nicht.

Ich mag die Kommunisten nicht, gerade WEIL ich von denen in der Jugend verarscht wurde. Doch ich brauche DRINGEND eine Partei in den Parlamenten, die gegen den Konsens "Amerika unser Freund", "Marktwirtschaft schafft Arbeitsplätze", "aber bitte Rücksicht auf die Wirtschaft nehmen!" angeht. Denn FDP/CDU/SPD/Grün kann man teils nur noch an Nuancen voneinander unterscheiden. Wenn also eine Partei demokratisch dagegen antritt UND genügend Stimmen findet, dann ist sie genau richtig im Parlament. Dort muss sie sich dann bewähren und zeigen, wie alltagstauglich die Parolen sind. Ein Teil der aktuellen Entwicklung geht schon jetzt auf das Konto der Linkspartei (da andere Parteien ihnen nicht das Feld "sozial" komplett überlassen wollen).

Und ich mag auch die NPD nicht, aber wenn sie an den Urnen gewählt wird, dann rein ins Parlament!
truetigger - 29. Jan, 16:33

Unabhängig vom BILD-Bericht:

Wir hatten seit rot-grün eine starke Wende weg vom nachkriegswestdeutschen Wohlfahrtstaat hin zu einem ausgeprägten Kapitalismus gehabt. Eine laut Name "rot=links" linke Partei hat mit Hartz4 einen Weg eingeschlagen, der deutlich vom lange Jahre geltenden Konsens der BRD wegführt. Mit Waffen in der Hand stehen deutsche Soldaten inzwischen überall in der Welt, die Wirtschaft hat mehr denn je das Sagen, Brüssel wird durch Lobbyisten-Verbände gesteuert und "ich mach beim Irak-Krieg nicht mit!" ist das Maximum an Amerika-Abneigung, welches man zeigen darf.

Nur weil es momentan bei dieser Entwicklung zu einem leichten Abschwung kommt, ist dies noch kein Richtungswechsel, denn die Globalisierung mit all ihren Zwängen lässt den Politikern in Deutschland ja nur recht wenig wahren Handlungsspielraum.

Übrigens: Rechtsstaat ist noch lange nicht das Gegenteil von Linksstaat, und ein Rechtsaussen-Staat nach den Vorstellungen eines Wolfgang Schäuble ist SICHER kein Rechtsstaat.

lesof - 30. Jan, 20:41

ist ja immer wahnsinnig interessant,wie und worüber sich ängste (anerzogene?) so äußern.
dem don wirds zu rot, der sieht´s quasi von drüber rüber schwappen (vorsicht: h. ist nicht sowit weg von der grenze!) und dem tigger wirds zu star-sprengled.
tatsache ist: die blöd-zeitung haut in beide angst(kerben), eben ja nach volkeslaune und wir können froh sein,daß es neben den vielen,die das unreflektiert am stammtisch durchnudeln noch welche gibt, die skeptisch bleiben (wollen) -> punkt für don
daß DIE LINKE! alles andere ist als ein sed-derivat,lieber don, daß mußt du wohl oder übel einsehen.man kann denen viel vorwerfen, aber das nicht -> punkt für den tigger.
meine tatsache (und somit ganz unbescheiden selbstredend die wahrheit): wir eben hier in einer demokratie und das ist im großen und auch kleinen besehen eine verdammt gute sache.
indes heißt das nicht, demokratie wäre gleichzusetzen mit konsensfähigkeit um jeden preis.
medienjunkie2.0 - 4. Feb, 23:28

politik versaut den charakter.

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